Mastersrudern … gültig ab 27 Jahren
von Jörg Reinhardt
Hier eine kleine Zusammenfassung der Mastersruderei
– aus meiner Sicht mit ein paar Jahren Erfahrung als Ü65 –
für Interessenten und solche, die es werden wollen.
In den Anfängen des Mastersrudern gab es die ‚Alten Herren‘, später die Senioren
weiblich und männlich, bis sich für die aktiven, älteren und Wettkämpfe betreibenden
Ruderer und Ruderinnen der Begriff ‚Masters‘ etablierte. Ab 27 Jahre dürfen die aktiven
Rennruderer Mastersrennen bestreiten, was aber eine Teilnahme an den
Wettbewerben der offenen Klasse der Aktiven nicht ausschließt. Nach oben sind
altersmäßig keine Grenzen gesetzt, so hat ein Ruderkamerad aus Frankfurt mit 97
Jahren im vergangenen Jahr erfolgreich bei verschiedenen nationalen und
internationalen Veranstaltungen teilgenommen.
Es gibt von regionalen Regatten bis hin zur FISA World-Masters-Rowing-Regatta WRMR
viele verschiedene Leistungslevels und Anforderungen. Die Streckenlängen reichen
von 500m über 1.000m (Hauptwettkampfstrecke) bis hin zu Langstrecken mit 3, 6, 12,
16km und die Marathondistanz mit 42km, sowie Ultralangstrecken mit 100, 160 und
216km.
Die Alterssprünge betragen i.d.R. fünf Jahre (in jungen Jahren etwas mehr, über 80
Jahre etwas weniger). Die U17, U19 und U23 sind vergleichsweise mit weniger
Jahrgängen bestückt. Bei den Großveranstaltungen wie den Euro-Masters-Regatten
EMR und den World-Rowing-Masters-Regatten sind schon mal bis zu 5.000 Teilnehmer
dabei, in Einerrennen einer einzelnen Altersklasse haben auch schon mehr als 100
Boote gemeldet.
Eine mögliche Besonderheit in den Wertungen sind die Zeitrelationsrennen ZRR (nach
Vorgaben und Empfehlungen des DRV), bei denen mehrere Altersklassen in einem
Rennen gegeneinander mit bootsklassenbezogenen Alters-Zeitgutschriften antreten.
Mitunter wird bei Langstreckenrennen in Mannschaftsbooten mit Einzelstarts auch das
Welsersystem zur gerechteren Zeiterfassung eingesetzt. Dabei gibt es neben
Altersgutschriften auch Gutschriften für weibliche Mitruderer, so dass aus allen Startern
neben Boots- und Altersklassensiegern auch ein Gesamtsieger benannt werden kann.
Bei der bayerischen Meisterschaft 2024 im Achter wurden z.B. alle gemeldeten Boote
(Altersklassen B, D, E und G) zusammen gestartet – das älteste Team zuerst, dann mit
den vorgegebenen Zeitabständen (gemäß Angabe aus der Regelung für ZRR, s.o.) die
jüngeren. Das Boot, welches in diesem Fall die Ziellinie als erstes überquert, ist somit
Sieger aller teilnehmenden Altersklassen.
Bei den Euro-Masters-Regatten gibt es zusätzlich die Trophy-Rennen, in denen die 6
oder 8 zeitschnellsten Einer (je nach Anzahl der Bahnen) aus den Abteilungen in einer
Altersklasse gegeneinander gesetzt werden und so die/der Schnellste in einem
zusätzlichen Rennen ermittelt wird.
Es ist bei weitem nicht allein Masse, es geht auch um Leistung … und die wird u.a. auch
von national und international – zu deren aktiven Zeit – erfolgreichen Ruderkameraden
geprägt. Joachim Dreifke, Olaf Klein, Marcel Hacker, Ansgar Wessling – nur um ein paar
nationale Namen aus meinem Umfeld zu nennen, die auch im Mastersbereich noch um
Siege kämpften und kämpfen … Deutsche Meister, Weltmeister und Olympiasieger.
Es gibt über die oben genannten Veranstaltungen hinaus noch weitere, reine
Mastersregatten, die sich im Rudersport jedoch bislang nicht wirklich etablieren
konnten und in der Meldebeteiligung sogar unter den Teilnehmerzahlen der
bayerischen Meisterschaft zurückblieben. So gibt es in Werder/Havel gleich zwei Events
– das DRV-Masters-Championat und die offene deutsche Mastersmeisterschaft. Zu
erwähnen sind auch die World-Masters-Games, die mit über 25 Sportarten über zwei
Wochen ausgerichtet werden, aber im Rudern mit Minimalanmeldungen leben
mussten. Diese wurden in unregelmäßigen Abständen durchgeführt – zuletzt in
Finnland und dieses Jahr in Taiwan. Sicherlich als Gesamtevent mit den verschiedenen
Sportarten ein großartiges Erlebnis.
Zu nennen ist neben den ‚Head-Of‘-Regatten an verschiedenen Orten dieser Erde ganz
sicher auch die Mastersversion der Henley Royal Regatta HRR – die Henley Masters
Regatta über 1.000m einer Woche nach der großen HRR.
Hier die Tabelle für die Altersklasseneinteilung der FISA:
A. Mindestalter: 27 Jahre
B. Durchschnittsalter: 36 Jahre oder mehr
C. Durchschnittsalter: 43 Jahre oder mehr
D. Durchschnittsalter: 50 Jahre oder mehr
E. Durchschnittsalter: 55 Jahre oder mehr
F. Durchschnittsalter: 60 Jahre oder mehr
G. Durchschnittsalter: 65 Jahre oder mehr
H. Durchschnittsalter: 70 Jahre oder mehr
I. Durchschnittsalter: 75 Jahre oder mehr
J. Durchschnittsalter: 80 Jahre oder mehr
K. Durchschnittsalter: 83 Jahre oder mehr
L. Durchschnittsalter: 86 Jahre oder mehr
M. Durchschnittsalter: 89 Jahre oder mehr
Vielleicht vermittelt diese Zusammenfassung einen Überblick über das Rennrudern der
Masters, sowie etwas Gespür über Wertigkeiten. Aktive Mastersruderer wissen, wie
aufwändig das Training für eine erfolgreiche Teilnahme an den internationalen
Großevents ist und was alles dazu passen muss – Gesundheit, Motivation, Trainings-
und Saisonplanung, Gleichgesinnte, Umfeld Familie und Beruf, Material, Transporte,
Unterstützung vom Verein, etc.
Ich hoffe und wünsche, dass all dies vorhanden ist und deren Koordination auch
weiterhin gelingt!
Jörg Reinhardt
Titelbild: Mastersachter im Ziel bei der EMR2023 in München (Foto: Meinruderbild)