Bild: Detlef Seyb – mein Ruderbild
Text: Jörg Reinhardt
Mein ganz persönlicher Rückblick auf ein Rennen bei der Euro-Masters-Regatta und mein 50.Ruderjahr
Donnerstag, 27.07.2023 – 11:12 Uhr: wir sind im Ziel, das Rennen im Achter der 65-Jährigen liegt hinter uns. Wir waren gut, wir haben das Beste herausgeholt – mehr geht nur mit gemeinsamem Training und Betreuung. Es gab wenige schnellere Boote in den Abteilungen, aber die waren in unserem Lauf.
Wir sind gut eingestellt, voll motiviert, unser Steuermann Florian ein Profi (Bronzemedaillengewinner im Achter bei der U23-WM am Wochenende vorher). Bernd und ich auf Schlag, dann zweimal Deggendorf mit Stefan und Paul, zweimal Ingolstadt mit Jan und Roger, in der Bootsspitze Frank, mein langjähriger Ruderpartner in München, und Achim.
Attention …Go! Gut rausgekommen. Nach den Startschlägen mitten im Feld, jetzt Streckenschlag – die Gratwanderung mit knapp 35 Schläge pro Minute. Ist das zu schnell für das Team? Bei 400m eine knappe halbe Länge hinter dem führenden Boot, ein anderes liegt fast neben uns. Jetzt der vorbesprochene Druckspurt, wir können unsere Position behaupten. Florian und das Team machen das großartig, aber die Gegner halten dagegen. Dann die letzten 25 Schläge, nochmals hoch mit der Frequenz – wir sind am Limit. Auch wenn der Sieg nicht mehr erreichbar ist, wir ziehen das durch. Dritter Platz … Enttäuschung? totale Erschöpfung! Die Bilder der letzten Schläge erzählen (Leidens)-Geschichten.
Die Nachbetrachtung mit Zeitvergleichen zu den anderen Läufen, die Videoauswertung des Rennens, die Fotodokumentation, die Namen der internationalen Gegner, die Randbedingungen unserer Vorbereitung lassen langsam auch Zufriedenheit aufkommen – in mir auch Stolz, dass wir so als Mannschaft gekämpft haben bis zum letzten Schlag. Dafür bin ich sehr dankbar.
Es ist mein 50. Ruderjahr – nicht immer lag der Focus nur auf dem Rudern, aber es begleitete mich ständig. Ob als Aktiver, Trainer, im Vorstand von Ruder- und Regattaverein, als Helfer, Teamleiter und Ehrenmitglied, auch in den Marathon- und Triathlonjahren wurde immer regelmäßig gerudert.
1973 begann es im Schweinfurter Ruderclub Franken als Kinderruderer unter Alfred Luz, der erste Sieg folgte in Deggendorf im Doppelzweier.
Dann ging es seinen Lauf in der Junioren- und Aktivenklasse (überwiegend im Vierer und Achter) mit meinem Vater, dem Chef, als Trainer. Stationen wegen Studium und Beruf folgten in Würzburg, Stuttgart, Bern, Karlsruhe und München. Überall, insbesondere durch die prägenden jungen Jahre in Schweinfurt, hat man wohlgesonnene Vereinsmitglieder und Kameraden – und bei der Mastersparty am Wochenende kamen neue hinzu – Ruderkameraden aus dem Mastersteam Irlands – das Leben ist uns wohlgesonnen – Slainte!
Ich habe es mir gewünscht – dieses Rennen im Achter – und gefühlt, dass alle Beteiligten und Nahestehenden zu 100% dabei waren. Danke!